„Friedberg braucht den barrierefreien Zugang zu den Bahngleisen“, stellt Bernd Stiller, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen fest. „Die Aufzüge, die Bahnfahrende mit Kinderwagen, Fahrrädern, schwerem Gepäck oder Gehbehinderung vom Fußgängertunnel auf die Bahnsteige transportieren, werden seit Jahren schmerzlich vermisst“. Unfassbar, dass die Friedberger Bürgerinnen und Bürger nun weitere Jahre warten müssen. Die Grünen fordern die Bahnverwaltung auf, umgehend die Aufzugschächte zu planen und umzusetzen.
Am Donnerstag verkündete Bürgermeister Antkowiak die Hiobsbotschaft der Bahn in der Stadtverordnetenversammlung. Probebohrungen hätten ergeben, dass die Aufzüge nicht im derzeitigen Fußgängertunnel gebaut werden können und eine neue Gleisunterquerung geplant werden muss. Ein Baubeginn wäre vor 2024 nicht denkbar. Diese späte Erkenntnis kurz vor dem jetzt bereits mehrfach geplanten Baubeginn ist allein von der Bahn zu verantworten.
Dabei stehen zwei alternative Standorte für den neuen Fußgängertunnel zur Diskussion. Die eine südlich (rechts vom Bahnhof) auf Höhe der THM und die andere nördlich, am Ende der Fahrradständer links vom Fürstenbahnhof. Die Lage der Unterführung beeinflusst auch die Gestaltung des neuen Busbahnhofs, der in örtlicher Nähe zum neuen Zugang zu den Gleisen sein sollte. Erst nach Festlegung der neuen Unterführung kann der zentrale Busbahnhofs geplant werden.
Die Entscheidung des Standorts sollte der Bahn nicht alleine überlassen werden, denn die Auswirkung auf die Stadtgestaltung ist offensichtlich. Der Fußweg in die Innenstadt ist attraktiv zu gestalten und bietet Möglichkeiten für Geschäfte und andere Dienstleistungen. Ein neuer Fußgängertunnel sollte auf jeden Fall Fauerbach anbinden, was eine wesentliche Verkürzung des Zugangs von dort zum Bahnhof und in die Innenstadt bedeuten würde. Auch der Weg zu Fuß von der Friedberger Innenstadt zu den Fauerbacher Geschäften und zum Friedhof wäre kürzer. Die Grünen fordern die Verwaltung auf, eine Befragung der Bürger durchzuführen und anschließend Pro und Kontra der beiden Varianten öffentlich, z.B. im Stadtplanungsausschuss zu diskutieren.
Finanzielle Mittel sind verfügbar, da der Bundesverkehrsminister für den Klimaschutz erst Anfang des Jahres die kommunalen Mittel für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vergrößert hatte. Die Grünen haben in der letzten Stadtverordnetenversammlung bereits darauf hingewiesen und die Beantragung für die Projekte in Friedberg gefordert.
Planung, Bewertung, Abstimmung und Genehmigung der neuen Fußgängerunterführung dauern Zeit. Es gibt viele Abhängigkeiten, die die zügige Umsetzung des überraschend neu zu planenden Bauprojekts verzögern können. Was sollte die unabhängige, nicht in Friedberg sitzende Projektekommission der Bahn motivieren, die Beseitigung des Mankos in unserer Stadt immer die höchste Priorität einzuräumen. Florian Uebelacker, Fraktionsvorsitzender der Grünen, fasst zusammen: „Wir fordern den Magistrat, den Landrat, den Planungsverband und auch den Verkehrsminister des Landes Hessen auf, ihren Einfluss auf die Deutsche Bahn AG geltend zu machen, um den Bürgerinnen und Bürgern den schon lange versprochenen Umbau zum barrierefreien Bahnhof ohne weitere Verzögerung zu ermöglichen. Als Aktiengesellschaft im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland hat die Deutsche Bahn AG eine besondere Verantwortung gegenüber den Kommunen und den Reisenden.“