Plastik in den Weltmeeren

3. April 2019 19 Uhr im Albert-Stohr-Haus

Unser Planet erstickt im Plastikmüll. Von den rund 35 Millionen Tonnen Plastik, die jährlich in ide Umwelt gelangen, finden sich allein 5 bis 13 Millionen Tonnen im Meer wieder. Fünf riesige Müllstrudel treiben in den Ozeanen. Was nicht als Treibgut sichtbar wird, schwebt in unsichtbaren Kleinstpartikeln im Wasser oder sammelt sich am Meeresgrund.

Der hessische Meeresschützer Christian Weigand hat auf seinen Reisen Menschen getroffen, die sich mit viel Engagement und Herzblut für die Erhaltung des Planeten einsetzen. Mit seiner Aktion „Blue Awareness“ sammelt er Unterstützung für dieses Engagement. In seinem Videovortrag berichtet er von seinen Eindrücken.

Christian Weigand aus dem nordhessischen Schwalmstadt befasste sich nach seinem BWL Studium an der Uni Kiel mit der nachhaltigen Entwicklung der Ozeane.

Moderiert wird die Veranstatung von Andreas Arnold, der sich in der Wetterau mit seinem Blog Plastic Diary seit geraumer Zeit für die Reduzierung von Plastiknutzung einsetzt.

Chrisian Weigand: „Kaum etwas fasziniert mich so wie die Meere. Auf Reisen hatte ich unfassbar viele Momente am und im Meer, die ich einfach nur als traumhaft beschreiben kann: Surfen in glasklaren Wellen, tauchen mit Haien und Schildkröten über bunten Korallenriffen, von Delfinen begleitetes Kajak fahren und vieles mehr…!

Leider muss ich aber auch befürchten, dass unsere Kinder und Enkel nicht mehr denselben Nutzen aus den Meeren ziehen können. Plastik verpestet die schönsten Strände, tötet jährlich hunderttausende Meeresbewohner und durchsetzt als Mikroplastik von ganz unten die Nahrungskette. Gleichzeitig werden die Fischbestände rücksichtslos überfischt, schon 2050 könnte mehr Plastik als Fisch in den Meeren schwimmen. Für uns in Deutschland ist Fisch eher ein Luxusgut, aber für ein Fünftel aller Menschen ist Fisch die Proteinquelle Nummer 1 und zum Überleben notwendig. Neben dem zunehmenden Plastik und den abnehmenden Fischbeständen lösen CO2 Emissionen eine Versauerung und Erwärmung der Meere und damit zusätzlichen Druck auf das Ökosystem Ozean aus. Als wäre das nicht genug, entstehen durch Nährstoffe, die vor allem von unseren Feldern ins Meer gespült werden, sauerstoffarme Todeszonen. Dort ist das Überleben für die meisten Meeresbewohner unmöglich.

Von vielen dieser Probleme haben wir bereits gehört, aber passiert ist bisher wenig. Die meisten Menschen fühlen sich von diesen Informationen eher erschlagen und ändern im Endeffekt: Nichts. Das ist ein Problem, denn ein gesunder Ozean viel mehr ist als nur ein schöner Urlaubsort und natürliche Fischfarm: Er regelt das Klima, erzeugt 70% des Sauerstoffs, den wir atmen, und ist der Transportweg für 95% aller transportierter Waren. Darüber hinaus wissen wir bisher nur sehr wenig über den extrem artenreichen Ozean. Also lässt sich gar nicht abschätzen, welchen Reichtum wir verlieren, wenn die Meere ihre Funktionalität verlieren oder ändern. In der Pharmaindustrie ist man schon längst auf die Chancen aufmerksam geworden und Medikamente, die aus der medizinischen Meeresforschung kommen, feiern große Erfolge.

Unterm Strich gibt es also viele gute Gründe sich privat für den Meeresschutz einzusetzen. Aber auch auf politischer Ebene tut sich wenig. Trotz großer medialer Aufmerksamkeit ist das Management der Ozeane nicht nachhaltiger geworden. Ganz im Gegenteil: 2012 war unser Handeln noch nachhaltiger als heute. Das habe ich in meiner Masterarbeit an der Uni Kiel herausfinden können. Für mich ein riesen Schock und einfach frustrierend. Denn wenn sich noch nicht mal etwas tut, obwohl wir alle von den Problemen wissen, wie soll sich dann jemals etwas ändern? Nachdem der Ozean mir bisher unfassbar viel gegeben hat, habe ich in diesem August beschlossen: Es ist Zeit etwas zurück zu geben! Wenn nicht ich, als total meeresverrückter Hochschulabsolvent, der gerade in der eigenen Forschung festgestellt hat, dass sich unbedingt etwas ändern muss, etwas für den Meeresschutz tut, wer dann? Also stand der Entschluss: Wenn unser bisheriges Bewusstsein nicht ausreicht um sich für die Meere einzusetzen, muss eben ein neues her!

Oft erreichen uns die Informationen über den Ozean in Form von Zahlen und Fakten, bleiben bestenfalls in unseren Köpfen hängen. Selten berühren uns diese Informationen auch an unseren Herzen und lösen Emotionen aus. Aber genau diese Emotionen braucht es um Handlung zu erzeugen. Darum ist es mein Ziel, die Probleme unserer Meere auf einer emotionalen Ebene an meine Mitmenschen heranzutragen. Statt beispielsweise von 5 Trillionen Plastikteilen zu berichten, die im Meer schwimmen zeige ich lieber was ein einzelnes anrichten kann. Denn das könnte genau das eine sein, für das man selbst verantwortlich ist. Statt mit Daten und Fakten um mich zu schmeißen möchte ich den Menschen Geschichten erzählen, die helfen das Problem nicht nur zu verstehen, sondern auch zu fühlen. Um diese Geschichten authentisch erzählen zu können, müssen es meine eigenen sein. Darum bereise ich immer wieder die Küsten und schaue wie es um die Meere steht, treffe Menschen und Tiere die unter den Problemen zu leiden haben aber auch ganz viele Helden, die großartige Vorbilder darin sind den Ozean zu schützen. Von ihnen berichte ich jeden Freitag in einem Video auf meiner Homepage (www.blue-awareness.com). Noch viel wichtiger ist es mir aber, direkt mit den Menschen zu reden. Darum halte ich Vorträge an Schulen, Universitäten und bei öffentlichen Veranstaltungen, in denen ich diese Geschichten erzähle und mit den Zuhörern Möglichkeiten entwickle, wie wir selbst zum Teil der Lösung werden können, statt weiterhin Teil des Problems zu sein „

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