Die Grünen Friedberg diskutierten mit den Grünen in Bensheim und dem Verein „Welcome to Bensheim“ die Flüchtlingsarbeit vor Ort.
Seit August begleiten die Bensheimer eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge, wie sie auch für Friedberg vorgesehen ist, und leisten Erstaunliches. Grund genug für die Grünen Friedberg sich nach Bensheim zu begeben, um Erfahrungen im Umgang mit den Verwaltungs- und Helferstrukturen des Vereins zu sammeln.
Mitte August erhielt der hauptamtliche grüne Stadtrat Adil Oyan die Nachricht vom Regierungspräsidium, dass das Festgelände der Stadt an der Bergstraße für eine Erstaufnahmeeinrichtung nach einer Vor-Ortbesichtigung ausgewählt wurde. In Wochenfrist sollten die ersten der 600 geplanten Flüchtlinge eintreffen und auf dem Gelände in Zelten untergebracht werden. „Wichtig scheint mir die enge Abstimmung mit dem Regierungspräsidium von Anfang an“, fasst Florian Uebelacker, Fraktionsvorsitzende aus Friedberg sein Gespräch mit den Stadtrat zusammen. So konnte u.a. eine enge Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium und dem Betreiber der Einrichtung vereinbart werden. „Das hilft, um Vermutungen über den Zustand in der Einrichtung glaubhaft zu prüfen und zu kommunizieren“, wandte Bernd Stiller, Grüner Ortsverbandssprecher, ein, der die Fahrt organisiert hatte. Markus Fenske, Grüner Stadtrat in Friedberg wünscht sich, „wie in Bensheim sollten die anstehenden Informationsveranstaltungen des Regierungspräsidiums von der Stadt und Vertretern des Friedberger Runden Tisches begleitet und das Gespräch mit besorgten Anwohnern sollte frühzeitig gesucht werden“.
Die Delegation aus Friedberg und der Wetterau ließen sich die verschiedenen Angebote des Vereins „Welcome to Bensheim“ erläutern. „Insbesondere die künstlerischeren Aktionen helfen den Flüchtlingen ihren Alltag zu verschönern“, weiß die Sprecherin der grünen Kreistagsfraktion Sylvia Klein aus Büdingen zu berichten, wo seit kurzem auch eine Erstaufnahme eingerichtet ist. Die Grüne Stadtverordnete Beate Neuwirth, die selbst Deutschunterricht für Flüchtlinge gibt, stellt bewundernd fest, „die Möglichkeiten sind durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten mit Unterstützung der Stadt wesentlich besser“. Der Fraktionskollege Carl Cellarius kann die logistische Leistung aufgrund seiner eigenen Erfahrungen in der Leitstelle nachvollziehen und betont, „der regelmäßige, vorwiegend wöchtentlich stattfindende Informationsaustausch von Stadt, Verein und dem Roten Kreuz, als Betreiber der Erstaufnahmeeinrichtung, löst Probleme, bevor sie entstehen“. Mehmet Turan, Integrationsexperte der Grünen Friedberger Fraktion zeigte sich beeindruckt von den Angeboten des neueingerichteten Vereins, der inzwischen über 400 Helfer umfasst. Kinderbetreuung Deutschkurse, Frauentreffen, kreative und sportliche Angebote ermöglichen Flüchtlingen und Bensheimern sich auf Augenhöhe zu begegnen. „Das ist auch in Friedberg möglich, wenn Stadt und Ehrenamt zusammenarbeiten“.
Vor der Flüchtlingsunterkunft hat der Verein „Welcome to Bensheim“ zwei Begegnungszelte aufgebaut, die für die Arbeit mit den Flüchtlingen zur Verfügung stehen, da das Betreten des Geländes der EAE den Helfern nicht gestattet ist. Speziell für die Kinderbetreuung wird ein Zelt bereitgestellt. Fußballtraining und Freundschaftsspiele mit Bensheimer Fußballvereinen wurden organisiert, die durch ehemalige Profis aus den Reihen der Flüchtlinge aufgewertet wurden. Sach- und Geldspenden der Bevölkerung, die über die Homepage des Vereins in sozialen Netzwerken angefragt wurden, bieten zusätzliche Hilfestellung für die Flüchtlinge und die Flüchtlingsarbeit. Mitte Dezember eröffnet ein Begegnungszentrum in einem ehemaligen Restaurant in der Innenstadt, das vom Eigentümer bereitgestellt wird. Dort sollen sich auch im Winter die Flüchtlinge u.a. auch mit interessierten Bürgern zu gemeinsamen Aktionen treffen. Für den Winter wird für die Erstaufnahmeeinrichtung an anderer Stelle feste Behausung geschaffen, die auch beheizbare Räume für die Flüchtlingsarbeit umfasst.
In der Regel verbleiben die Flüchtlinge um die sechs Wochen in der Einrichtung. Die Abfahrt wird aus organisatorischen Gründen oft kurzfristig angekündigt, so dass die Helfer manchmal nicht informiert werden können. „Die Deutschlehrer suchen dann morgens ihre Schüler“, weiß Sabine Reiner, Vorstand des Bensheimer Vereins zu berichten. „Gerade für Kinder aber auch für Helfer, die Beziehungen aufgebaut haben, ist die überraschende Trennung schwer zu verkraften.“ Einige Flüchtlinge bleiben aber auch länger in Bensheim, manche sind seit August an diesem Standort. Wenn Helfer entsprechende Unterkünfte organisieren können, wird auch die Zuweisung nach Bensheim zu dieser Unterkunft ermöglicht. Hier ist die Stadt in enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium und dem Kreis.
„Erfolgsfaktor scheint die enge Zusammenarbeit zwischen Regierungspräsidium, Betreiber der Einrichtung, Stadtverwaltung und Verein zu sein,“ fasst Birgit Kimling, Grüne aus Florstadt und Kandidatin für den Kreistag Ihre Eindrücke zusammen. Adil Oyan ergänzt, „Erst durch die anhaltend zunehmende Unterstützung aus der Bevölkerung ist eine qualitativ gute Begleitung möglich und bildet die Basis für eine gelingende Integration. Dazu bedarf es der städtischen Unterstützung, die wir auch mit Personalaufstockung bereit sind zu leisten“.
In dem Bewusstsein, noch einen langen Weg vor sich zu haben, fahren die Grünen zurück nach Friedberg. Wir empfehlen Bürgermeister Keller und Erstem Stadtrat Ziebarth einen Besuch in Bensheim, damit auch sie sehen können, wie erfolgreiche Flüchtlingsarbeit gehen kann.