Dass im WZ-Artikel vom 11.Februar die Zahl von Ladestationen in Friedberg problematisiert wird, verwundert sehr, sind doch fast alle an einem einzigen Standort bei nur einem Anbieter und stellen so kein flächendeckendes Angebot dar. Das Engagement des Bürgermeisters für den Ausbau der Infrastruktur und der Beschaffung von E-Autos für die Verwaltung, die auch auf Antrag der GRÜNEN der Öffentlichkeit zur Nutzung bereitgestellt werden, ist generell zu begrüßen, insbesondere wenn der Strom regional nachhaltig z.B. aus Windkrafträdern erzeugt wird.
Aber E-Mobilität allein löst nicht die aktuellen Verkehrsprobleme. Sowohl die Herstellung einer großen Zahl von Akkus als auch der Aufbau einer überall verfügbaren Infrastruktur zum Laden muss auch aus Umweltgesichtspunkten bewertet werden. Markus Fenske, Magistratsmitglied der GRÜNEN, sagt: „Wenigen ist geholfen, wenn die Blechlawine, die über die Autobahn von Friedberg nach Frankfurt rollt, ein Stau von Elektroautos ist.“
Die GRÜNEN sehen die Zukunft der Mobilität in einer Kombination von vielen Verkehrsmitteln, die eine schnelle, flexible aber nachhaltige Überwindung von Entfernung ermöglicht. Dazu gehört ein gut ausgebauter und vernetzter Fernverkehr und öffentlicher Nahverkehr, Verleihsysteme von E-Fahrzeugen einschließlich E-Rollern als auch Fahrrädern und auch Transportsystemen, die autonom oder individuell die letzte Meile überbrücken.
Auch im aktuellen ISEK-Prozess fordern viele Bürgerinnen und Bürger eine Verbesserung der Verkehrssituation in Friedberg. Neben den seit Jahrzehnten unbefriedigenden Situationen in der Kaiserstraße und beim Bahnhof/Busbahnhof werden die Aufenthaltsqualität für Fußgänger, die schlecht ausgebauten Radwege sowie Probleme beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) thematisiert. Auch die An- und Einbindung der Ortsteile wird als unzureichend beschrieben. Die GRÜNEN freuen sich über die intensive Beteiligung der Friedbergerinnen und Friedberger und fordern die zügige Bearbeitung und Umsetzung der genannten und zu priorisierenden Punkte.
Die geplante Konversion des Kasernengeländes stellt zusätzliche Herausforderungen aber auch Möglichkeiten für die Verkehrsplanung bereit. Mit althergebrachten Mobilitätsverhalten würden im neuen Kasernengelände viele Wohnungen nicht gebaut werden um Stellfläche für die vielen Autos zu realisieren. Zusätzlich würde sich eine Flut von Fahrzeugen auf die umliegenden Straßen ergießen und zu kilometerlangen Staus und letztendlich dem Kollaps des autobasierten Verkehrs führen. „Deshalb ist es erforderlich und am Ende auch kostengünstiger in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Radwege zu investieren um zusätzlichen Autoverkehr zu vermeiden“, stellt Bernd Stiller, Stadtverordneter der GRÜNEN, dar.
Mobilität muss neu gedacht werden, E-Autos und ausreichende Infrastruktur ist ein Anfang. Man kann Friedberg zum Titel „Hauptstadt der E-Mobilität“ beglückwünschen, das notwendige Verkehrskonzept geht aber weiter.