Als Diskussionsstarter nahmen wir ein Interview mit Lex Janssen [1], in dem dieser an die Menschen appelliert, ihre Abhängigkeit vom Geld zu verringern. Dies fordert er, weil er der Meinung ist, dass es Vollbeschäftigung künftig nicht geben wird und die Menschen ihre Grundbedürfnisse aufgrund der dann geringeren monetären Ressourcen möglichst unabhängig vom Markt befriedigen sollten. Gesunde Lebensmittel, bezahlbarer Wohnraum und lokale Mobilität sollen von Unternehmen mit einem nachhaltigen Modell (beispielsweise Genossenschaften) genutzt werden. Er plädiert für eine weitgehende Selbstversorgung und, wo diese nicht möglich ist, in die Investition in Gebrauchsgüter (beispielsweise Bürgerenergieanlagen). Janssen kritisiert die Sprachherrschaft der Ökonomen, für die „Befriedigung der Grundbedürfnisse keinen Wert hat und lokale Selbstversorgung nicht existiert“.
Über dieses und ein Interview mit Niko Paech [2] diskutierten wir sehr angeregt. Dessen Idee einer 20-Stunden-Woche für alle unter gleichzeitiger Ausbreitung von Urban-Gardening, Repair-Cafés und anderen geldlosen Angeboten und Tauschmodellen konnten wir folgen. Jedoch ist klar, dass eine derartige Reduzierung der Arbeitszeit erst einmal für Gutverdiener möglich ist und nicht jede/jeder handwerkliche Fertigkeiten als Ausgleich in die Waagschale werfen kann. Weniger Konsum und der Abbau von bestimmten Subventionen leuchtete uns ein, jedoch blieb fraglich, was genau Paech mit der Senkung von Gesundheits- und Bildungsausgaben meint.
Ein schönes Beispiel von Unternehmerseite, wie verantwortungsvolles, regionales und faires Wirtschaften aussehen kann ist Sina Trinkwalder [3]. Für das von ihr gegründete Textilunternehmen „Manomama“ hat sie sich auf die Fahne geschrieben, auf gute und gesunde Jobs im eigenen Haus und bei den Lieferanten zu achten. Im Bericht wird erklärt, dass die Preise ihrer Artikel die Materialkosten und den Arbeitsaufwand wiederspiegeln – ohne den Verdienst von Lieferanten oder Angestellten unangemessen herunterzuhandeln oder ihn durch Reklame zu erhöhen. Zudem macht sie ihre Kalkulationen transparent.
So diskutierten wir knapp zwei Stunden über Wirtschaftswachstum, Gemeinwohl-Ökonomie, Lebensqualität und alternative Banken. Was ist nun „Faires Wirtschaften“? Ich denke, Struktur und Geschäftsmodell sind entscheidend.
Geiz ist geil, Konsumfrömmigkeit, Ausbeutung – jemand bezahlt dafür. Ist es nicht die Konsumentin, dann ist es der Lieferant/Hersteller oder die Umwelt. Die Entscheidung darüber, welches Modell bevorzugt wird, schaffen die politischen Rahmenbedingungen, die Unternehmen selbst und die Verbraucherinnen. Das Entscheidende ist: Gemeinwohl lebt vom Mitmachen! Jeder trägt einen Teil der Verantwortung.
Wir planen noch ein weiteres Grünes Frühstück, um die Thematik mit dem Buch von Gerhard Schick „Machtwirtschaft Nein Danke“ und der Broschüre der Böll-Stiftung „Die Ökonomien des Gemeinsamen“ fortzusetzen.
(Silke Dickenberger)