Friedberger Grüne korrigieren Aussagen der FDP
(WZ vom 16.7.20) zur Windkraft auf dem Winterstein
Anscheinend entdeckt die FDP gerade ihre Liebe zur Natur. Florian Uebelacker, Fraktionsvorsitzender der Grünen Friedberg stellt fest, dass sich die FDP in Ihrer Pressemitteilung vom 16.07. sich mit ihren Vertretern am Winterstein ablichten lassen, jedoch wohl vollkommen die Augen verschließen vor den offensichtlichen Schäden, die der Klimawandel bereits dort angerichtet hat.
Stattdessen wird sich lieber auf noch nicht vorhandene, angeblich die Natur zerstörende Windkraftanlagen eingeschossen. Dabei greifen Parteivertreter ohne Skrupel auf Halbwahrheiten und erfundene Argumente zurück, um einen der zentralen Bausteine der Energiewende zu diffamieren. Hier setzen die Grünen gerne den Korrekturstift an und helfen so, die Diskussion wieder in eine faktenorientierte Bahn zu lenken:
- Die Wälder am Winterstein sind durch die Folgen des Klimawandels, verursacht durch die Verwendung fossiler Energieträger, schon jetzt weitgehend zerstört.
- Windräder werden industriell gefertigt, sind aber keine Industrieanlagen.
- Die Landesregierung plant nicht den Bau von Windkraftanlagen, sondern sie hat eine Planung vorgelegt, die auf 98% der Landesfläche Windkraftanlagen ausschließt, und sie an verträglichen und windreichen Standorten zulässt. Hier gilt das gesetzliche Gebot für die Gemeinden auch Windkraft zuzulassen und keine Verhinderungsplanung aufzulegen.
- Der Winterstein ist kein Naturschutzgebiet, sondern seit jeher ein Wirtschaftswald, was auch zur Auswahl der Baumarten geführt hat, die jetzt infolge von Trockenheit, Sturm und Borkenkäfer besonders geschädigt sind.
- Durch die Windkraftanlagen wird kein weiterer Wald vernichtet, weil sie da gebaut werden können, wo infolge der Schäden schon kein Wald mehr ist.
- Das Klima wird durch keine dieser Baumaßnahmen geschädigt, im Gegenteil, es IST schon durch CO2 Emissionen aus fossilen Energien nachhaltig gestört. Dasselbe gilt für die Tier- und Pflanzenwelt.
- Es werden keine fußballfeldgroßen Schneisen für die Transporte geschlagen, denn entweder ist der Wald dort auch schon abgestorben oder vorhandene Waldwege werden genutzt, die in einzelnen Abschnitten temporär während der Bauphase etwas verbreitert werden. Hingegen wird in der Wetterau jährlich eine Fläche von über 100 Fußballfeldern für Vorhaben wie Logistikzentren, Umgehungsstraßen usw. vernichtet.
- Der von der FDP vermutete Materialbedarf an Beton und Stahl ist vollkommen überhöht und aus der Luft gegriffen. Außerdem sind Betreiber von Windkraftanlagen verpflichtet, ihre Anlagen nach Nutzungsaufgabe vollständig zurückzubauen, wobei alle Baumaterialien weitestgehend recycelt werden können.
- Wenn die Stadt das Projekt nicht weiter behindert, kann sie an jeder Anlage mitverdienen, mehr davon wären also besser. Friedberg kann so jährlich mehrere 100.000 Euro allein durch Pacht einnehmen. Eine Verdrängung von Windkraft z.B. an die See würde uns dieser Einnahmequelle berauben und die dann zusätzlich nötigen Stromtrassen führen zu Landschaftsschäden und höheren Kosten.
Florian Uebelacker erläutert hierzu: „Wieder einmal vertritt die Friedberger FDP bestenfalls die Interessen von Eigenheimbesitzern am Taunusrand, die ihre Aussicht und ihren Immobilienwert durch den Anblick von Windrädern gefährdet sehen. Der Winterstein ist eine der besten Flächen für Windkraft in Südhessen. Wer sich ohne jeglichen Sachverstand gegen den Winterstein als Standort einsetzt, bietet den Menschen keine Lösung für die drohende Klimakrise und verweigert der nächsten Generation eine intakte Umwelt.“
Das Argument, Windkraftanlagen würden wertvolle Bäume und Pflanzen vernichten, wirkt angesichts des aktuellen Zustands des Waldes lächerlich. Die Friedberger Grünen setzen auf Energiesparen und regionale Stromerzeugung. Sie wollen den Wald auch durch einen lokalen Beitrag langfristig schützen – auch und insbesondere vor den Folgen des Klimawandels.
Erschienen in der Wetterauer Zeitung vom 23. Juli 2020.