Nach nur drei Jahren Planung hat die Gemeinde von der Größe Dorheims 2001 fraktionsübergreifend ein Klimaschutz-Leitbild erarbeitet. Dieses umfasst drei Säulen:
1. Regenerative Energieerzeugung und Energieeinsparung; 2. Maximaler Einsatz von Holz als ökologischer Baustoff bei Baumaßnahmen; 3. Schutz der ober- und unterirdischen Wasservorkommen und eine ökologische Abwasserbeseitigung.
Die Gemeinde mit knapp 2600 Einwohnern umfasst ein Gebiet von gut 2000 ha Land, das zu ¾ landwirtschaftlich genutzt wird und ¼ mit Wald bedeckt ist.
Nach einer Klausurtagung im Jahre 1998 , in der die Wünsche der Kommunalpolitiker zusammengestellt wurden, startete eine erste Bürgerbefragung und die Entwicklung des Leitbildes. Klausurtagungen finden seither regelmäßig alle zwei Jahre statt. Bürgerbefragungen werden regelmäßig wiederholt, um neue Entwicklungen aufzunehmen. Mittlerweile versorgt sich die Gemeinde mit über 60% ihrer Wärme und zu 500 % des Strombedarfes aus regenerativen Quellen. Die fehlenden knapp 40% der Wärmeversorgung, die noch mit fossilen Brennstoffen erfolgt, will die Gemeinde bis 2020 durch Einsparungen, z. B. durch bessere Isolierung der Häuser erreichen.
Eine Säule der Stromversorgung ist die Windenergie. Der stellvertretende Bürgermeister Günter Mögele berichte der Grünen Fraktion, dass der Wildpoldsrieder Windpapst Wendelin Einsiedel ohne ein Windgutachten, nur mit einfachsten Mitteln die Windverhältnisse auf dem Gelände prüfte und innerhalb kürzester Zeit von 2000 bis 2002 den Bau von zunächst vier Windmühlen organisierte. 2008 kam die fünfte Anlage dazu. Die Gemeinde bot Hilfe bei der Gründung von GmbHs und wollte auch Kapital bereitstellen. Dieses Kapital konnte aber nicht eingesetzt werden, weil viele Wildpoldsrieder Bürger sich beteiligen wollten, sodass die Gemeinde eine Obergrenze festlegen musste und selbst nicht zum Zuge kam. Eine Bürgerumfrage im Jahre 2005, nachdem vier Anlagen gebaut waren, ergab große Zustimmung und zeigte, dass die Wildpoldsrieder stolz auf ihre Anlagen waren. Zwei weitere, größere Anlagen wurden ebenfalls mit Investitionen der Bürger 2012 errichtet. Mittlerweile sind 300 Bürger an den Anlagen beteiligt. Wie groß die Zustimmung der Wildpoldsrieder Bevölkerung zur Windenergie ist, zeigte sich bei der Kommunalwahl im März 2014, als CSU Bürgermeister Arno Zengerle mit 92, 5 % wiedergewählt wurde, ebenso alle Gemeinderäte, die für die Windkraft eintreten. Auf Nachfrage wurde den Grünen mitgeteilt, dass es Gegner gegeben habe, die das veränderte Landschaftsbild störte. Kein Bürger beklagte sich aber bisher über „Schäden“ durch Infraschall. Hier ein Satz entfernt. Nachdem mit der ersten Anlage nach einem Jahr eine 10%ige Ausschüttung errreicht wurde,war das Eis bei den Skeptikern gebrochen. Seither war der Ertrag zwischen 6% und 18 % der eingebrachten Investitionen und selbst nach Abzug aller Unkosten bleibt den Investoren ein höherer Gewinn als bei jeder anderen Investition.
Durch diese sieben Windräder auf Wildpoldsrieder Gelände werden jährlich 24.000.000 kg CO² (gegenüber Kohlestrom) eingespart und 10 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugt. Fünf weitere Anlagen stehen im gleichen Gebiet auf dem Gelände von Nachbargemeinden. Auch sie wurden von Bürgern finanziert. Da auch nach dem Bau der letzten beiden Windkraftwerke die Nachfrage für Beteiligungen der Bevölkerung nicht befriedigt werden konnte und auch in den Nachbargemeinden das Interesse immer größer wurde, beschlossen die Gemeinde Wildpoldsried und drei Nachbargemeinden, die schon bei den letzten beiden Anlagen beteiligt wurden, 10 bis 12 weitere Anlagen zu bauen. Auch in diesem Fall wurde die Zustimmung der Bevölkerung eingeholt. Die Bürgerumfrage ergab 92 % Zustimmung zu den neuen ProjektenDie 10 geplanten Turbinen sollen 20 Megawatt Leistung erbringen und erfordern eine Investition von 45 Mio. Euro.
Unerwartet ergaben sich hier aber Schwierigkeiten, denn das Bundesamt für Flugsicherung hatte mittlerweile einen 15 –Kilometer- Radius um ihre Funkfeueranlagen festgelegt, in dem keine Anlagen genehmigt werden sollten.Die geplanten Anlagen sollten bei nur knapp 10 Kilometer Entfernung zur Funkfeueranlage entstehen. Die zukünftigen Betreiber entschlossen sich ein Gutachten einzuholen. Zeitgleich stellte Bündnis 90/ Die Grünen unabhängig davon eine kleine Anfrage im Bundestag. Nachdem inzwischen drei Gutachten von verschiedenen Initiatoren vorliegen, die alle zu dem Ergebnis kommen, dass drei Kilometer Entfernung ausreichen,wurden die Anlagen in Wildpoldsried genehmigt. Auf Initiative der grünen und anderer lässt die Bundesregierung die technischen Aussagen der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse prüfen und wird das Ergebnis noch dieses Jahr bekannt geben.
Da Friedberg bei einigen Anlagen auf dem Winterstein ebenfalls Probleme mit der Funksicherung haben könnte, jedoch in der komfortablen Entfernung von fast 15 Kilometern liegt, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Anlagen alle genehmigt würden.
Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen Florian Uebelacker zog das Fazit: „Wenn Windanlagen gewollt sind, dann führen gemeinsame Anstrengungen mit einer breiten Bürgerbeteiligung auch zu einem überzeugenden Konzept. Dass dies in kurzer Zeit möglich ist, hat uns die Gemeinde Wildpoldsried vorgemacht.“