Kaserne autofrei planen!

Im Beteiligungsverfahren (ISEK) hatten sich viele Bürger*innen für eine Planung des künftigen neuen Wohnviertels “Ray Barracks” mit weniger Autoverkehr ausgesprochen. Was dort möglich ist und was frühzeitig in der Planung beachtet werden muss, stellte Eric Kruzycki vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) auf Einladung der Friedberger Grünen im September in einer öffentlichen Veranstaltung auf dem Elvis-Presley-Platz vor: Mit seinem aktuellen Projekt „Wohnen leitet Mobilität“ zeigt der VCD die Vorteile einer umfassenden Zusammenarbeit von den verschiedenen Akteuren der Wohnungswirtschaft, Mobilitätsdienstleistern und der kommunalen Verwaltung: Gemeinsam lassen sich intelligente und nachhaltige Formen von Mobilität am Wohnort ermöglichen und bezahlbar gestalten.

Anhand mehrerer Beispiele erläuterte Eric Kruzycki Vorteile autofreier Quartiere: Ein durchschnittlicher Autostellplatz benötigt eine Fläche von ca. 12m², was in etwa der Größe eines Kinderzimmers entspricht. Riesige Flächen können also deutlich sinnvoller beispielsweise für mehr Wohnraum, Grünflächen oder Spielplätze genutzt werden. Gleichzeitig werden auch die Kosten für den nicht benötigten Parkraum gespart und müssen nicht auf Käufer*innen und Mieter*innen umgelegt werden.Verkehrslärm und Feinstaubbelastung sei in autofreien Quartieren so gut wie nicht vorhanden. Vor allem für Familien mit Kindern sei eine solche Wohnsituation sehr attraktiv.

Notwendig für die Akzeptanz eines solchen Konzeptes sei, dass eine gute Anbindung an den ÖPNV bereits vorhanden ist, bevor die ersten Häuser und Wohnungen bezogen werden. Mit ausleihbaren übertragbaren Fahrkarten (“Mietertickets“) zur gemeinsamen Nutzung bei Einzelfahrten oder durch Abonnements mit Kostenvorteil durch Großkundenrabatte, könne man die Attraktivität dieser Art der Beförderung steigern.

Moderne und sichere Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder sollten eine Selbstverständlichkeit sein, Leihfahrräder (idealerweise auch Lastenräder) seien eine gute Ergänzung und, falls man doch mal auf ein Auto angewiesen ist, sollte der nächste Carsharing-Anbieter nicht zu weit entfernt sein.

Verkehrswege – insbesondere für Einsatzfahrzeuge oder Abfallwirtschaft – müssten dennoch angelegt werden, aber mit deutlich geringerem Platzbedarf.

Häufig würden autofreie Quartiere vom umliegenden Stadtgebiet zusätzlich als Naherholungsraum genutzt, was die Attraktivität Friedbergs nochmals steigern könnte.

Für ein solches Vorhaben brauche es Mut in der Politik, frühzeitig geeignete Rahmenbedingungen (wie z.B. flexiblere Stellplatzsatzungen) zu schaffen, und die Bereitschaft, auch mal etwas Neues zu wagen.

Bernd Stiller entgegnete am Ende darauf: „Wir Grüne wären sofort bereit, diesen Weg zu beschreiten und wir hoffen, dass auch ein Teil der übrigen Fraktionen im zukünftigen Stadtparlament sich einen Schritt hin zu dieser neuen, zukunftsorientierten Art des Wohnens vorstellen kann.“

Der Handlungsleitfaden kann als PDF-Datei hier heruntergeladen werden.