‚Friedberg hat’s‘ und die Grünen der Kreisstadt sind sich weitgehend einig in ihrer Kritik an dem nun seit Jahrzehnten andauernden Stillstand bei der Neugestaltung der Kaiserstraße.
Im August kam es zu einer Aussprache auf dem ‚Stadtstrand‘ vor ‚Lederwaren Steck‘ zur Situation des Handels und der Gastronomie in der Stadt. Aktuell führt der Verein der Einzelhändler und Gewerbetreibenden ‚Friedberg hat`s‘ mit großem Anklang die Aktion „Friedberg macht Urlaub“ zur Belebung der Friedberger Innenstadt durch. „Solche Aktionen waren in der Vergangenheit wichtig und werden es noch mehr in der Zukunft sein. Dabei haben uns die Fachämter der Stadtverwaltung immer gut unterstütz“ führte Ulf Berger, Sprecher von ‚Friedberg hat´s‘ aus.
„Aber uns fehlt eine Vision für die Zukunft der wichtigsten Straße dieser Stadt“, sagten Teresa Völker und Sven Hollmann vom gleichnamigen Grafik-und Kommunikationsbüro, „zumindest nehmen wir keine Signale der Stadtregierung wahr“. „Auch der ISEK-Prozess, der hoffnungsvoll begann, ist in den letzten Monaten untergegangen und das liegt nicht nur an den Pandemiebedingungen“, ergänzte Ulf Berger.
„Die Geschäftsleute vermissen eine zeitgemäße Gestaltung des Stadtzentrums, barrierefreien Ausbau, überhaupt mehr Aufenthaltsqualität. Wir wollen auch nicht mehr diskutieren, sondern dass umgehend etwas geschieht, auch wenn es wenig ist“, führte Berger weiter aus.
Die Grünen Bernd Stiller (Stadtverordneter) und Karl Moch (Parteivorstand) bestätigten diesen Eindruck. „Auch wir nehmen wahr, dass die Verwaltung und die sie führende Politik in vielen Belangen eher zaudern als gestalten. Das führt auch dazu, dass Menschen die nach Friedberg kommen, weil ihnen der erste Eindruck gefällt oder die Nähe zu Frankfurt beruflich günstig ist, sich wieder aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen, sagte Stiller und Karl Moch ergänzte: „Es wiederholt sich immer wieder: Konsequenzen und Entscheidungen werden zu lange diskutiert und verzögert bis sie letztendlich wieder vergessen sind. Das ist nicht die Bürgerbeteiligung, die wir wollen und auch keine zeitgemäße Qualität von Verwaltungsarbeit. Wir werden das ändern, wenn das nächst Kommunalwahlergebnis uns die Möglichkeit dazu gibt“, so Moch.
Thomas Zebunke, Kreistagsmitglied für die Grünen sagte: „Es gibt Möglichkeiten kurzfristig etwas zu ändern, z.B. indem leerstehende Läden von der Stadt angemietet und für verschiedene temporäre Nutzungen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Sogenannte ‚Pop-up-Stores oder -Offices‘, welche von Studierenden der THM oder sogar von der Verwaltung selbst für eine transparente Arbeit an der Stadtentwicklung genutzt werden könnten. Die Parkbuchten können auf Dauer so umgestaltet werden wie wir es jetzt gerade am Beispiel der ‚Stadtstrände‘ sehen“. „Der Verlust einzelner Parkplätze würde auch den Einzelhandel nicht stören, wenn dadurch die Attraktivität der Straße steigt und letztendlich ist es uns auch recht, wenn die Durchfahrgeschwindigkeit auf der Kaiserstaße gesenkt wird“, bestätigte Ulf Berger.
Eine möglichst rasche und vielfältige Nutzung des ehemaligen Kaufhauses Joh würde die ganze Innenstadt stärker beleben und hier muss die Stadt eigene Konzepte entwickeln und aktiv werden, waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig.
Bernd Stiller abschließend: „Wir Grünen möchten zusammen mit den Friedberger Bürgern zukunftsfähige Lösungen erarbeiten, welche die momentanen gesellschaftlichen Veränderungen bei Konsum und der Mobilität berücksichtigen. Es werden aktuell mehrere Konzeptvorschläge entworfen, welche zum Ziel haben, die Aufenthaltsqualität auf der Kaiserstraße und die Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen deutlich zu erhöhen. Dazu bedarf es auch temporärer Lösungen und etwas mehr Experimentierfreude“.
Die Grünen sagten den Geschäftsleuten zu, deren Kritik und Vorschläge bei der Gestaltung ihres Kommunalwahlprogrammes zu berücksichtigen.